FRAU ODER MANN
WEN ZIEHT DIE KATZE VOR?
Weltweit sind Katzen zunehmend beliebte Haustiere – bei Frauen wie Männern und auch in Familien. Warum und ob sich eine Katze zum Menschen hingezogen fühlt und ob Katzen tatsächlich ein Geschlecht bevorzugen, ist seit einigen Jahren von wissenschaftlichem Interesse.
Katzen sind Individualisten und von Natur aus unabhängige Tiere. Sie sind bemerkenswert flexibel: ob mit dem Menschen, ob allein, in hochsozialen Gemeinschaften oder in Haushalten mit anderen Tierarten. Ob eine Bindung entsteht, hängt von verschiedenen Faktoren (Gene, Persönlichkeit, Charakter, Prägung, u.a.) ab. In der sensiblen Phase der Sozialisierung (im Alter zwi. 4 – 8 Wochen) sind die Kitten empfänglicher für menschliche Aufmerksamkeit. Hier spielen die Erfahrungen, welche sie mit uns erleben eine grosse Rolle: vom Umgang (ruhiges Verhalten, freundliche Art und eindeutige Handlung, respektieren von Grenzen), bis zum menschlichen Geruch und Stimme. Ausschlaggebend ist auch die Anzahl Menschen, welche sich um das Kitten kümmert. Vorausgesetzt das junge Kätzchen hat gute Erfahrungen gesammelt, wird es sich auch eher auf das entsprechende Geschlecht einlassen.
Dennis C. Turner ist ein schweizerisch-amerikanischer Biologe und Verhaltensforscher, der insbesondere die Beziehung des Menschen zur Hauskatze erforscht. Er ist überzeugt, dass Katzen, von ihrem natürlichen Verhalten her, Frauen nicht an sich bevorzugen. Katzen reagieren mit Zuneigung auf für Frauen typisches Verhalten, da sie es als angenehmer empfinden als das typische Verhalten, das Männer Katzen gegenüber an den Tag legen. Aber was bedeutet das im Detail?
Grundsätzlich ist es Katzen unbedeutend welches Geschlecht ihre Nähe sucht. Was den Unterschied macht, ist nebst ihren Erfahrungen, bestimmte menschliche Verhaltensformen, auf welche die Tiere reagieren. Gemäss den Erkenntnissen der Forscher, begeben sich zum Beispiel Frauen eher auf physische Augenhöhe mit einer Katze, um mit ihr zu interagieren; sprich sie beugen sich zu der Katze hinunter, gehen in die Hocke oder auf die Knie. Das empfinden Katzen als viel angenehmer, als einem grossen Menschen gegenüberzustehen. Hinzu kommt, dass Frauen dabei oft mit Katzen sprechen – und im Gegenzug eine «Antwort» von dem Tier erhalten. Frauen warten eher ab, bis die Katze von selbst Kontakt mit ihnen aufnimmt. Viele Männer haben einen überaus guten Draht zu Katzen und sind regelrechte Katzenmagnete. Jedoch neigen Männer eher dazu, sitzen oder stehen zu bleiben. Ausserdem heben sie die Katze ohne Vorwarnung einfach hoch oder greiffen oft nach ihr, um sie zu streicheln, anstatt zu warten, bis die Katze freiwillig zu ihnen kommt. Kinder wiederum nähern sich den Katzen oft zu direkt, ohne sie vorher anzusprechen, was je nach Persönlichkeit der Katze und ihrer bisherigen Erfahrungen mit Kindern zu unterschiedlichen Reaktionen führen kann.
Gemäss Dennis C. Turner legen Katzen bei der Mensch-Katzen-Interaktionen auch Wert auf Wahlmöglichkeiten und Kontrolle. Katzen suchen sich «ihren Menschen» ganz allein und manchmal wird dieser auch mal ausgewechselt. Zudem bevorzugen Katzen Menschen, die sensibel auf ihre Verhaltensreaktionen und damit verbundenen Bedürfnisse reagieren. Gut sozialisierte Katzen ziehen es vor, mit Menschen zu interagieren, die sich ihnen nicht nähern, wenn sie sich ausruhen, und ihnen nicht folgen, wenn sie versuchen, sich zurückzuziehen. Wenn eine Katze unabhängig ist, sollte man ihr den nötigen Raum geben. Allerdings braucht die Katze auch genug Aufmerksamkeit (z.B. Spielaktivität, Futterbelohnungen) sowie Pflege (Streicheln und Kuscheln), damit sie glücklich ist und somit gesund bleibt.